Montag 30.07.2007
Überfahrt nach Kawamoto
Morgens hat sich das Wetter nach Durchzug einer „Kaltfront“ (es war kurzzeitig unter 25°C) wieder gebessert, aber die Hitze der letzten Tage ist einmal überstanden. Das Wetter bessert sich zusehends wieder. Um 11 Uhr ist es schon wieder heiter bis wolkig.
Heute Morgen ist großes Aufräumen angesagt. Zimmer komplett reinigen, Staubsaugen, Betten abziehen und Wäsche zusammenlegen, Koffer packen u.s.w.. Für manchen eine ungewohnte Tätigkeit, die nur widerwillig durchgeführt wurde. Aber es musste ja sein. Herzlichen Dank nochmals an den Jugendherbergsvater für das Essen und die Möglichkeit, das E-Mail abzusetzen. Sollte das mit den Oki-Inseln nicht klappen, kommen wir noch einmal zurück.
Bevor wir auf unserer Fahrt dann die Küste Richtung Binnenland verlassen, hält der Bus für eine kurze Pause und alle dürfen an den Strand, die Füße in das Japanische Meer halten. Natürlich meinte Corinna gleich, wir sollten doch hier bleiben, zumal die Instrumente ja ohnehin im anderen LKW seien hätten. Dann hätten wir auch keine Last mehr mit den Proben und dem ewigen Termindruck. Einfach genial hier, bis auf zwei uns unbekannten „Hits“ aus plärrenden Megaphon-Lautsprechern, mit denen der Strand beschallt wurde.
Das Konzert heute Abend war den Umständen entsprechend gut. Alle waren sehr müde, Marei und das Alphorn vertragen sich immer besser.
Abends dann ein ewiges andauerndes Abstimmungsgespräch, wie denn die Geschenke am nächsten Tag zu vergeben seinen, wie und wo die Übergabe stattfinden wird, wer was bekommt. Um’s vorweg zunehmen: Es wird ohnehin alles anders gemacht werden als vorher geplant wurde.
Mit Sugi habe ich mich dann nochmal über die japanischen Gepflogenheiten unterhalten. Die Japaner kennen kein Nein… das weiß jeder. Wenn man sich mit einem japanischen Kollegen unterhält und dieser „Ja“ sagt, heißt das nicht, dass das beredete so stimmt oder er seinem Kollegen zustimmt. Es heißt nur, dass er verstanden hat, was der andere gesagt hat. Zur Zustimmung muss er sich in den allermeisten Fällen zurückversichern bei seinem Vorgesetzten, dieser wieder dann bei seinem u.s.w.. So kommt eine Entscheidung zustande, deren Wege und Zeitdauer zwar lange ist, deren Durchführung aber unumstößlich ist, da alle Instanzen zugestimmt haben. Änderungen nach so einer Entscheidungsprozedur sind jetzt allerdings fast nicht mehr möglich bzw. verzögern dann die gesamte Durchsetzung gewaltig. Jetzt wird mir auch so einiges aus vorangegangenen Gesprächen und Aktionen klar.
Abends Übernachtung bei den Gastfamilien. Jeder hat’s gut getroffen und eine echten Einblick in das japanische Familienleben erhalten. Was hatten wir uns vorher für Gedanken gemacht über das Essen. Viel Süßigkeiten als Notration u.s.w.. Bis jetzt kamen wirklich keine Klagen über das Essen. Bis auf Marei und Lena, die sich über Ungeziefer beklagt hatten, waren alle anderen durch die Bank begeistert.
Dienstag 31.7.2007
Kawamoto ist super. Ein Kaff mitten im Urwald mit einer ungewöhnlich großen, den Dorfhaushalt ruinierenden Konzerthalle.
Heute machen wir keine Musik, dafür haben wir Zeit zum Kennen lernen und „socializing“ mit allen japanischen Austausch-Orchestermitgliedern. Mit Teezeremonie, Masken malen, Kimono anziehen und als Abschluss Völkerball spielen. Teilweise etwas langatmig, was natürlich die Jungs zu Blödsinn angeregt. Siehe unten..
Irgendeiner ist auf die saublöde Idee gekommen, sich das Namensschild auf die Zunge zu klemmen. Der Vorgang wurde daraufhin komplett durchgeplant und nach Probedurchlauf über verabredeten Zeitraum durchgezogen und anschließend per Photo dokumentiert. Ein grandios und termintreu durchgezogenes Projekt. Über weitere Einzelheiten und beteiligte Personen wird ein Tuch des Schweigens gelegt. Wer den Haufen kennt, kann sich allerdings bereits denken, um welchen Personenkreis es geht.
Melanie hat einen Japaner im Armdrücken geschlagen. Bei den Schultern muss ich sagen - kein Wunder. Das Kind schwimmt, hat geturnt, schießt und hat immer einen frechen Spruch drauf. Echt super! Daraufhin hat dann eine richtige Armdrückarie eingesetzt. Allerdings hat ein 16 jähriger Japaner alle unsere Jungs platt gemacht. Daraufhin haben wir unser Ass Manfred aus dem Ärmel gezogen, allerdings war dann der 16 jährige nicht mehr da. Daraufhin haben wir uns ein anderes Opfer gesucht.
Die Abschiedszeremonie war dann entsprechend traurig. Die Japanerin, die die Abschlussrede halten sollte, konnte unter Tränen kaum einen Ton herausbringen. Nachdem Sie dann von unseren Jungs getröstet und in den Arm genommen worden ist, ging es dann aber doch. Manfred hat dann noch eine Rede gehalten und wir haben zum Abschied jedem die Hand gegeben.
Abends dann Essen gehen mit dem japanischen Gastgeber Tanaka, einigen Lehrern, dem Schulleiter u.s.w.. Richtig japanisch mit Sushi, gekochtem Fischkopf, Muschel und weiterem Unbeschreiblichem. Dazu viel Bier und Musik. Eine wahnsinns Gastfreundschaft.
Mittwoch 1.8.2007
Das Wetter ist wieder super, sicherlich 35°C aber angenehme Luftfeuchtigkeit.
Ich fahre seit drei Tagen ein großes Handtuch, ein JBA T-Shirt Größe S und 100% ig eine Jungen Boss-Unterhose spazieren. Alles nicht von mir…… von jemand anders auch nicht. Der einzige Boss-Unterhosenträger der Kapelle, Herr C. aus A. bei S., hat mit der Sache nichts, aber auch gar nichts zu tun. Wollen wir mal schauen, wie’s weiter geht.
Jungs liegen zu viert aufeinander im Bus auf Bernd, dem Betreuer. Na ja, wenn der dabei ist dann kann ja nichts passieren. Melanie sieht das und fragt mich daraufhin, ob sie nicht auch mitmachen dürfe.
Aufgrund der sehr sorgfältigen Tagesplanung der Japaner, immer in Eile, können wir heute leider nicht im Meer baden. Wir fahren dafür direkt zum Konzertsaal.
Die anderen Orchester spielen, wie zu erwarten war, saumäßig perfekt und mit höchster Präzision. Uns wird dabei etwas anders und Manfred immer nervöser.
Wir bekommen im Orchester gesagt, dass wir jetzt uns 2 Stunden umsehen können, wo wir morgen auftreten werden. Super, am Strand wär’s besser gewesen. Entsprechender Unmut macht sich breit. Nach 1 Stunde bitten wir nochmals unsere Reiseleiterin, das Mittagessen früher zu legen, um dann den Izumo-Schrein zu besichtigen und dann noch an den Strand zu gehen. Das zu organisieren dauert mit allen Rückfragen schon mal 30 Minuten. Dann das „go“. Es klappt.
Der Izumo-Schrein ist ein Tempel, in dem sich einmal jährlich alle 80.000 Götter des Shintu-Glaubens für einen Monat versammeln um die Strategien für das nächste Jahr festzulegen. Gleichzeitig dient dieser Schrein jungen Frauen dazu, sich den gewünschten Mann herbeizubeten (Habe ich auch für Tochter Johanna gemacht, aber selbst eine Stunde später hatte sich immer noch niemand gemeldet).
Am Strand waren wir anschließend dann auch… für 35 Minuten. Alle Mädels, die vorher wollten, wollten jetzt doch nicht mehr, weil man ja nicht an den Bikini rankommt, der mit dem restlichen Gepäck bereits lange im Hotel war. Wie man es macht, ist es verkehrt.
Die Jungs haben dann vorgemacht wies geht: Hose raus und rein ins Japanische Meer.
Dann Anfahrt ans Hotel, 30 Minuten Belehrung, wie man sich hier benimmt, wie die Betten gemacht werden, wann Bettruhe ist, wann wie gebadet wird u.s.w.. Das Gute ist, die haben drei Waschmaschinen und Trockner. Wir können endlich richtig waschen.
Abends Probe. Ich schreibe grad am Tagebuch, der Rest spielt mich zu. Hört sich schon geil an. Alle können, wenn sie wollen. Marei fast fehlerfrei am Alphorn, da gehts was. Fürs Ohr ist gesorgt, damit es was fürs Auge wird, müssen alle noch arbeiten. Das gleichzeitige auftsehen und setzen während des Stückes passt nicht. Trompeten und Posaunen zeigen während des Spielens in unterschiedliche Richtungen, von Takt gesteuerter Show noch weit entfernt. Aber das geht auch noch irgendwann.
Donnerstag 2.8.2007
Der Höhepunkt des Festivals in Izumo.
Gestern und heute haben in Izumo im 15 Minuten-Takt verschiedene Orchester ihr Können unter beweis gestellt. Morgens Frühstück, dann Abfahrt nach Izumo in die Festhalle zum Spielen.
Von 9:30 bis 14:30 ist eine lange Zeit. Da wir so früh da sind, sind noch 2 Stunden Zeit zum Bummeln und Einkaufen.
Um 11:45 treffen sich alle wieder zum gemeinsamen Launchpaket-Essen. Um 12:00 sind alle fertig. Alles sehr umständlich auch aufgrund der hohen Teilnehmerzahlen anderer Orchester. 3 Orchester stehen immer gemeinsam in einer Warteschlange, um sich dann vor dem Auftritt für 30 Minuten einspielen zu können. Nach dem Einspielen dann in die Warteschlange einreihen, die dann auf der Bühne irgendwann endet.
Marei und Christian geben auf der Bühne vor dem Auftritt ein Interview über die bekanntesten Flüsse Europas, hohe Kirchtürme und Alphörner. Apropos Alphorn, nun ist es endlich raus: Was ich bereits seit längerer Zeit vermutet hatte, hat Marei, und ihr als Spezialistin dieses Instrumentes muss man es ja glauben, tatsächlich bestätigt. Mit dem Alphorn kann man melken!!!! Dass sie dieses vorerst nur in Japan zur Entwicklungshilfe für die japanische Land- und Milchwirtschaft vor großem Publikum Preis gegeben hat, unterstreicht ihren selbstlosen, stets hilfsbereiten und guten Charakter. Eine Anmeldung beim Patentamt behält sie sich vor.
Danach unser Auftritt. Super Auftritt. Nach all den schweren Stücken der anderen Teilnehmer hat unser Orchester endlich mal ein bisschen Abwechselung in den Laden gebracht. Das japanische Publikum war ebenfalls begeistert.
Leider verschlechtern sich die Aussichten stündlich, am Wochenende die Insel Oki besuchen zu können. Der Wind nimmt immer weiter zu und die Wolken werden bereits am Nachmittag immer dunkler. Am Abend haben wir dann 99% Gewissheit: wir können wegen eine herannahenden Taifuns nicht nach Oki fahren. Der Fährverkehr ist bereits eingestellt. Abends erfahren wir dann, dass der Orkan direkt von Südjapan über unseren derzeitigen Standort hinwegfegen wird. Das war es dann mit der fast einmaligen Chance, Oki besuchen zu können. Alternativprogramm steht noch nicht fest. Ob wir über die nächsten Tage einen Bus haben, der uns das Bewegen in Japan einfacher macht, steht ebenfalls noch nicht fest.
Heute Abend verabschiedet sich unsere dritte Reiseführerin und der nächste kommt, der uns dann bis zum Ende der Reise nach Osaka begleiten wird. Dieser spricht kein deutsch, dafür allerdings bestens englisch, was für Japaner absolut keine Selbstverständlichkeit ist.
Dass uns der Orkan nicht kalt lässt, zeigte auch eine interessante Abhandlung an der Tafel von Christian san (siehe Bildergalerie).
Die Tafel zeigt u.a. die Möglichkeit durch den Orkan, ohne Flugzeug, sondern rein durch Naturgewalten wieder zurück nach Aufheim zu kommen. In anderen Fällen kommt besonders Bernd, der zumindest bei Orkangefahr gewisse Vorteile durch erhöhte Gewichtskräfte gegenüber Alex, Johannes und Martin besitzt, relativ gut weg. Na ja, nicht gut weg, er müsste dann halt doch das Flugzeug nutzen, während seine Orchesterkollegen durch den Orkan mitgenommen würden..
Freitag 3.8.2007
Orkan und Sauwetter, Regen von der Seite bei ca. 28° C, nachmittags wollen wir an die See, Wellen gucken und anschließend eine Weinprobe bei einem sehr bekannten japanischen Winzer machen.
Ich sitze bereits im Bus als Corinna angelaufen kommt. Plötzlich rutscht sie auf den glatten Fliesen aus und zieht sich eine tiefe Schnittwunde am linken Fußgelenk zu. Blutet wie die Sau, haben wir sofort verbunden und dann sind wir, Nita san, Sugi und ich, ins Krankenhaus gefahren. Nach einigen Stiche und 4 Stunden waren die Wunde genäht und wir wieder da.
Markus Preschke hat morgen Geburtstag. Wir feiern abends und zünden um 0:00 Uhr Wunderkerzen außerhalb des Hotels an. Der Rauch zieht rein und löst den Feueralarm aus. Das war’s dann mit der Ruhe. Alles piept, klingelt…. Wir sind machtlos, zumal dieses nur eine Ausnahme war und eigentlich um 23:00 Uhr absolute Ruhe herrschen sollte. Na super. Der Hausmeister ist nach 10 min. Klingeln aufgewacht, stinkesauer, Sugi ist entsetzt, na klasse. Alle Fenster aufgerissen, Rauch abziehen lassen, dann kam noch ein privater Sicherheitsdienst und hat sich vergewissert, dass wirklich kein Feuer da ist.
Samstag 4.8.2007
Matsue
Morgens im Schwimmbad, direkt am Meer. Warum wir nicht direkt an den Sandstrand nebenan gegangen sind, werden die Japaner für die nächsten 10000 Jahre für sich behalten. War aber trotzdem ganz gut. Anschließend Englischer Garten in Matsue, nix weiter passiert bis auf das Éis, das war gut.
Anschließend haben wir 30 Minuten Zeit gehabt, die Stände an der Straße beim Stadtfest Matsue unter die Lupe zu nehmen und uns das mehr oder weniger essbare genauer anzusehen. Was wir gesehen haben, können die Leser in der Bildergalerie sehen.
Dann nach Matsue rein. Barbeque… grillen am Tisch. War schon lecker, leider ohne Fisch, aber mit viel Fleisch und Gemüse. Heute ist wegen der gestrigen Vorfälle strengste Nachtruhe angesagt.
Abends ist Feuerwerk in Matsue. Nach 20 Minuten war alles vorbei. War allerdings super, muss man den Japanern lassen, das können sie.
Danach mit dem Bus zum Hotel Sachen packen, Zimmer rauswischen. Morgen geht’s in aller Frühe weiter nach Osaka, allerdings mit einem längeren Stopp am Strand… den haben wir rausgehandelt.
Sonntag 5.8.2007
Heute Morgen recht lange gelaufen, Berge hoch bis Müllverbrennungsanlage, Manfred und Timo waren mit dabei.
Wieder brüllende Hitze draußen, richtig heiß.
Melli fühlt sich immer vereiert. Bloß weil ich gesagt habe, dass ich heute Abend in Osaka die kleine Besetzung dirigieren würde. Verstehe ich nicht… aber Timo will mich heute mal auf seiner Trompete spielen lassen. Das wird lustig, zumindest für mich. Ich habe was wieder gut zu machen. Deshalb bekommt Melanie den nachfolgenden Platz für ein Portrait.
Heute geht’s dann noch mal an den Strand. Wo wir dann wirklich sind, wissen wir nicht. Irgendwo an der Küste an einem Badestrand. Richtig gut aber ohne Wellen für ca. 2 ½ Stunden. Reicht bei manch einem nicht vorgebräunten Hering für einen kräftigen Sonnenbrand. Am heftigsten erwischt hat’s dabei Maximilian, der sich mit der falschen Sonnencreme eingeschmiert hat.
Mittagessen mit Würstchen und Sauerkraut, die Japaner wollten uns einmal mit deutschem Essen überraschen. Wir haben schon einen Schreck bekommen, dass das recht wenig war. Später hat sich dann glücklicherweise herausgestellt, dass es mehrere Gänge gab. Wir sind alle vollgefressen wieder in den Bus gestolpert und ins Fresskoma gefallen.
Anreise Osaka,
Staus, 4 Stunden Fahrt im Bus. Abendessen im China Restaurant. Auch ganz gut. Danach ins Hotel. Abends noch Billard gespielt und Cocktails geschlürft… natürlich nur diejenigen über 20 Jahre.
Montag 6.8.2007
Kyoto
Heute steht die Besichtigung von 3 weiteren Tempeln in Kyoto an.
Unser Tour-Guide Takashi Morimoto, den wir seit Samstag haben, ist ein lustiger Vogel. Später stellt sich heraus, dass er eine Sprachschule hat und neben Englisch auch noch Französisch und Spanisch spricht. Alles übers Fernsehen und Rundfunk beigebracht. Autodidaktisch. Wahnsinn, muss ein Genie sein. Seine Lustigkeit hat alles übertroffen.
Wir, die Organisatoren und Betreuer haben dann abends noch Nita san, Sugi und Takashi Morimoto auf ein Bier eingeladen. Nita hat nochmals bekräftigt, dass er den Austausch für sehr gelungen hält und auch seinen Schülern der Einblick in unsere Kultur sehr gefallen hat. Er hat auch berichtet, dass seine Schüler vorher starke Bedenken gehabt hätten wegen der sprachlichen Unterschiede und auch der englischen Sprache nicht so mächtig seien. Nachdem dann aber die 2 Nächte vorübergegangen seinen und man sich hervorragend manchmal auch ganz ohne Worte verständigen konnte, seine alle Vorbehalte wie weggefegt gewesen. Wir haben uns darauf verständigt, in 2008 den Austausch fortzusetzen und sie für einen Folgebesuch Kawamoto´s nach Deutschland eingeladen.
Dienstag 7.8.2007
6:15 Uhr müssen die Koffer zum Verladen unten im Hotel sein. 6:45 Uhr Frühstück, 7:30 Uhr Abfahrt. Sugi verabschiedet sich viel zu schnell, zu schnell für Abschiedstränen, die sonst sicher gekommen wären. Ohne ihn als eine Art Katalysator zwischen den Kulturen hätten wir es ungleich schwerer gehabt. Für jedes „Warum“ und „Wieso“ hatte er eine Erklärung für uns, die uns weitergeholfen hat.
Einchecken ist ja bereits geübt und hat entsprechend gut geklappt. Aus einem Handgepäckstück, wir verraten nicht wessen Eigentümers, hat der Sicherheitsinspektor ein Feuerzeugbenzin gefischt. Dazu kein Kommentar, nur ein unverständnisvolles Kopfschütteln.
Flieger ist komplett überbucht, trotzdem habe ich noch einen Notausstiegsplatz ergattern können. Die Plätze sind ohnehin durch den gesamten Flug einmal im Kreis getauscht worden. Bei 196 cm Körpergröße eine Wohltat und ich kann die letzten Zeilen unseres Japantagebuchs schreiben. Leider war nur ein einziger Zwischenstand absetzbar, so dass der größte Teil der Reise hier sozusagen nachgelesen werden kann.
Zusammenfassend muss ich sagen, dass die Reise sich als großer Erfolg herausgestellt hat und das Orchester wieder ein bisschen zusammengerückt ist. Für die kommenden Monate wird das hoffentlich recht vorteilhaft sein. Es hat mir einen Riesenspaß gemacht, Doro im Vorfeld einige Arbeit abnehmen zu können und die Reise mit zu organisieren. Fast schon verblüffend ist die Fähigkeit des Orchesters, trotz verpatzter Generalproben dann doch immer wieder auf den Punkt präsent zu sein und super Konzerte hinzulegen. Eine Fähigkeit allen in ihrem späteren Beruf zum Vorteil gereichen wird. Was einem im egoistischen, hochperfektionistischen, beruflichen Leben tagsüber abgeht… ich hatte wieder die Möglichkeit, mich mit den wirklich wichtigen Dingen des täglichen (Über)-Lebens zu beschäftigen: Jörn, wann gibt es Frühstück, Mittag- und Abendessen? Jörn, wann kommt der Bus morgen früh? Jörn, wann spielen wir morgen, wann haben wir unseren Auftritt? Jörn, was machen wir morgen, übermorgen,……. nächstes Jahr? „Ich weiß es nicht, wartet es ab!“ war meistens meine Antwort. Ich werde versuchen, die Gelassenheit so lange wie möglich zu konservieren. Danke an alle fürs Runterkommen lassen. Nein, jetzt mal im Ernst…. So einen Austausch zu organisieren, der dann auch wirklich von beiden Seiten gewollt und forciert wird, ist schon etwas Besonderes.
Klar, dieser Bericht kann nur eine einseitige Betrachtung der Reise sein. Jeder wird sie, die Reise, anders erlebt haben. Aber aus der Resonanz aller lässt sich entnehmen, dass im Großen und Ganzen sich sicherlich jeder wohl gefühlt hat und (fast) alles noch mal durchziehen würde.
Vielen Dank auch an alle für die Einsichten und die Rücksichtnahme auf die Belange der gesamten Gruppe. War sicherlich nicht einfach für jeden einzelnen, ab und zu mal zurückzustecken; aber für einen Lagerkoller, wie er gewöhnlich bei solcher Enge herrscht, hat es nie gereicht..
Und vielen Dank nochmals an alle Eltern, die uns vertrauensvoll machen lassen haben. Wäre diese Art von Rückenwind nicht gewesen, wäre es erheblich schwerer gefallen.
Wir freuen uns jetzt auf unser eigenes Bett, Marmelade und Brot zum Frühstück, Obst, Frau, Freundin, Freund, Kinder und einfach auf zu Hause.
Und ich freue mich jetzt schon aufs nächste Mal.
Übrigens: Handtuch, Unterhose und JBA-Shirt habe ich immer noch!
Anekdoten (leider habe ich nicht so viele bekommen):
Marei will sich verabschieden: Obligato.
Japanerin: Nein, nein, alegato!!!
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Manne bei Verabschiedung von Japanerin: Konichiwa. Moshi; moshi.
Alex: Was heißt moshi moshi?
Manne : Hallo?
Etwas später im Zug: Alex zu Japan Kindern: Moshi, moshi.
Kinder fangen an zu lachen.
Grund: Moshi, moshi sagt man nur am Telefon.
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Claudia zu Alex: Jetzt dacht i schon zu dir könnte man auch Sandra sagen. Aber du schreibst dich ja mit „z“.
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Melanie: Das Essen fand ich heute nicht so gut!
Marei: Wieso?
Melanie: Ich bin nicht so’n scharfer Typ.
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Alex zu Lenas Digicam: Du hast ein sehr musikalisches Tier!
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Lena zu Melli: Sei net so frech.
Alex zu Alex: Wenn’s dir net passt, kannst du ja ausziehen.
Meli zu Lena: Bevor ich ausziehe, musst Du ausziehen.
Lena: Willst du etwa spannen?
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Gespräch über Deogestank in Jungszimmer:
Marina: Wähhhh, manche schnüffeln ja auch Deo.
Sarah: Woah, ich hab früher im Kindergarten immer am Kleber gerochen. War voll lecker.
Melanie: Kennst du den durchsichtigen Kleber? Den hab ich immer gegessen.
Marei: Ach deswegen bist du heute so komisch, also so verklebt oder was?